Die Geschichte der SG Kierspe-Meinerzhagen

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Der Handballsport zählt in Deutschland zu den traditionsreichsten Sportarten, rangiert vom öffentlichen Interesse her auch nach neueren Umfragen direkt hinter “König Fußball” auf Rang zwei. Trotzdem plagen gerade die kleineren Vereine in den letzten Jahren mehr oder minder verstärkt Probleme im Nachwuchsbereich. “Konzentration der Kräfte” heißt daher seit ein paar Jahren die Devise, nach der sich benachbarte Vereine verstärkt – zunächst eben vor allem im Jugendbereich – zu Spielgemeinschaften zusammenschließen. Genauso auch in den Nachbarstädten Kierspe und Meinerzhagen, beides so genannte “Mittelzentren” mit rund 18.000 bzw. 22.000 Einwohnern. Und daher schlossen sich die Handballabteilungen des TV Kierspe 1879 e.V (heute TSV Kierspe 1879/1904 e.V.) und des TuS Meinerzhagen 1877 e.V. mit Beginn der Saison 1995/96 zur Jugendspielgemeinschaft (JSG) Meinerzhagen/Kierspe zusammen.

Eine Zusammenarbeit, die mit der Zeit ihre Früchte trug – dies dokumentiert allein der Umstand, dass die JSG in der Saison 2003/04 mit neun Nachwuchsmannschaften am Meisterschaftsspielbetrieb teilnahm; die in loser Folge bei den Spielfestes des Handballkreises mitwirkenden F-Jugend-Minis nicht zu vergessen.

Vor diesem Hintergrund war der Schritt, die Zusammenarbeit dann auch auf den Seniorenbereich auszuweiten, über kurz oder lang nur logisch. Dementsprechend einstimmig fiel im Februar 2004 auch das Votum der Mitgliederversammlungen beider Abteilungen dafür aus, sich mit Wirkung ab der Saison 2004/05 zur SG Kierspe-Meinerzhagen zusammen zu schließen. Erklärtes Ziel: Den Handball im oberen Volmetal auf Jahre hinaus zu einer festen Größe zu machen und die lange Tradition der zwei Abteilungen, die beide im Jahre 1928 aus der Taufe gehoben wurden, fortzusetzen.

Handball in Kierspe Die Anfänge des Handballsports in Kierspe reichen bis ins Jahr 1927 zurück, ein regelmäßiger Übungsbetrieb wurde aber erst 1928 aufgenommen. Das erste Meisterschaftsspiel datiert vom 2. Februar 1930 – und weil aller Anfang schwer ist, musste der TVK gegen den TuS Grünewald eine Niederlage einstecken.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich in der Volmestadt eine lebhafte Handballabteilung, in der seit jeher die Jugendarbeit groß geschrieben wurde. Auch den Wirren des 2. Weltkrieges hielten die Handballer stand, ehe sich in den 50er Jahren der Trend, statt auf dem Feld in der Halle zu spielen, mehr und mehr durchsetzte. Mangels entsprechender Spielstätten im gesamten Kreisgebiet wurden die ersten Spiele in der alten Schützenhalle in Lüdenscheid ausgetragen. Erst ab der Saison 1974/75 hatte der TV Kierspe 1879 e.V nach Fertigstellung der Felderhof-Sporthalle ein eigenes Dach über dem Kopf; die Männermannschaft, die 1971 unter Trainer Jochen Timpe, der übrigens 1999 Kierspes erster hauptamtlicher Bürgermeister wurde, den Aufstieg in die Südwestfalenliga (heutige Landesliga) geschafft hatte, musste daher ihre Heimspiele lange Jahre in Schalksmühle austragen.

Ende der 1970’er Jahre stiegen die Herren aus der Südwestfalenliga ab und konnten bis heute nicht wieder dauerhaft dort Fuß fassen. Lediglich 1997 schaffte man den überraschenden Aufstieg in die Landesliga, musste aber bereits nach einer Saison wieder eine Klasse tiefer spielen. 2001 stieg die 1. Herrenmannschaft man dann in die Kreisliga ab. Nach einem kurzen Zwischenspiel auf Bezirksebene ab 2006 kam die Mannschaft jedoch nicht über die Kreisebene hinaus. Aktuell scheint es möglich, in der Saison 2023/24 wieder auf Bezirksebene spielen zu können. In den verbleibenden 3 Spielen müssen nur noch Siege eingefahren werden. Drücken wir der Mannschaft die Daumen!

Die Blütezeit des Damenhandballs in Kierspe begann Ende der 1970’er Jahre. Aus einer Schulmannschaft entwickelte sich ein Damenteam, das es über den Lauf der Jahre bis in die Oberliga schaffte. Von 1988 bis 1995 spielten der TVK in der Oberliga, musste dann aber den Abstieg hinnehmen. Bis 2010 konnte man die Verbandsliga halten. Danach erfolgte jedoch der weitere Abstieg in die Landesliga und anschließend in die Bezirksliga. Dort können sich unsere Damen jedoch schon seit einigen Jahre halten.

Ab den 1990’er Jahren war zu bemerken, dass speziell den Jugendmannschaften die Masse fehlte. Es gelang nicht immer, spielfähige Mannschaften zu stellen. Da auch der Nachbarverein des TuS Meinerzhagen dieselben Probleme hatte, entschlossen sich die Handballabteilungen der beiden Vereine TV Kierspe und TuS Meinerzhagen ab 1995 eine Jugendspielgemeinschaft (JSG) zu bilden. 2004 wurde dann aus der Zusammenarbeit auf Jugendebene auch eine Kooperation auf Seniorenebene: es entstand die SG Kierspe-Meinerzhagen

Von Höhen und Tiefen ist die Geschichte des Handballs beim TuS Meinerzhagen gekennzeichnet. Wie auch im benachbarten Kierspe wurde die Abteilung 1928 ins Leben gerufen, und schon nach kurzer Zeit nahm der TuS mit drei Mannschaften am Meisterschaftsspielbetrieb teil. Doch wie allerorten riss der 2. Weltkrieg auch in die Reihen der Meinerzhagener Sportler große Lücken.

Dementsprechend mühsam war die Aufbauarbeit in den ersten Jahren nach dem Waffenstillstand, doch fanden sich schon kurz nach Kriegsende zahlreiche Handball interessierte junge Männer zusammen, die an Turnieren in der näheren und ab etwa 1948 auch in der weiteren Umgebung teilnahmen. 1951 qualifizierte sich die auf Kreisebene erfolgreiche TuS-Mannschaft für die Aufstiegsrunde zur Bezirksklasse, aber nicht zuletzt auf Grund der Unerfahrenheit der vielen jungen Akteure wurde der Sprung in die nächsthöhere Liga verpasst.

Nur zwei Jahre später musste die Abteilung dann ihren Spielbetrieb einstellen, weil es nach dem Abgang mehrerer Spieler an der erforderlichen “Masse” mangelte. Das Comeback folgte 1964, und sechs weitere Jahre später hatte sich die 1. Mannschaft der inzwischen wieder drei Teams umfassenden Abteilung bis in die Kreisliga hochgearbeitet. Der nächste Rückschlag ließ indes nicht lange auf sich warten, denn 1972 hieß es abermals “rien ne va plus”, folgte das erneute vorübergehende Aus für den Spielbetrieb.

Wieder schlummerte der Meinerzhagener Handball im “Dornröschenschlaf”. Bis 1981, als ihm das Engagement des in Personalunion als Trainer, Betreuer und Abteilungsleiter tätigen Holländers Harm Blouw neuen Schwung verlieh. In kurzer Zeit stieg die Mitgliederzahl von rund 50 auf 180 an, schafften die Herren den Aufstieg in die 1. Kreisklasse. Zu dieser Zeit nahm der TuS mit zehn Mannschaften am Spielbetrieb teil.

Die erstmalige Meldung einer F-Jugend 1990 bestätigte den Aufwärtstrend, und in der Saison 1993/94 klopfte die 1. Herrenmannschaft schließlich an das Tor zur Bezirksliga. Den Aufstieg verpasste der TuS denkbar knapp – pikanterweise scheiterte er seinerzeit ausgerechnet am jetzigen Fusionspartner TV Kierspe, dem als Kreisliga-Meister die sofortige Rückkehr auf die Bezirksebene gelang. Die erste Annäherung an den Nachbarn aus Kierspe folgte 1995 in Form des Zusammenschlusses zur Jugendspielgemeinschaft (JSG) Meinerzhagen/Kierspe, um damit die Nachwuchsarbeit im oberen Volmetal zu stärken. Daran anknüpfende Bestrebungen, eine “große” Fusion einzugehen, scheiterten damals aber noch. 1999 musste der TuS schließlich seine Damenmannschaft abmelden, und auch im Herrenbereich bröckelte es. Nach der Strukturreform im Handballverband Westfalen stiegen die TuS-Männer im Jahr 2000 zunächst in die 1. Kreisklasse ab, schafften aber im Jahr darauf den Sprung in die neu gebildete Kreisliga B. Zur Hälfte der Saison 2001/02 folgte jedoch das Aus: Weil die Zahl der Aktiven einfach nicht mehr ausreichte, musste auch das letzte verbliebene Herrenteam zurückgezogen werden.

Parallel dazu entwickelte sich jedoch die Nachwuchsarbeit der JSG Meinerzhagen/Kierspe zusehends positiver. Nochmals suchte die TuS-Handballabteilung im Spätsommer 2003 den Dialog mit den Verantwortlichen des TV Kierspe. Das Ergebnis ist bekannt: Am 27. Februar 2004 sprach sich die eigens dafür einberufene Jahreshauptversammlung einstimmig für die Bildung einer Spielgemeinschaft auch im Seniorenbereich aus, und auf der konstituierenden Sitzung am 24. Mai desselben Jahres wurde so die “SG Kierspe-Meinerzhagen” aus der Taufe gehoben.

Heute ist die SG Kierspe-Meinerzhagen aus dem Ligaalltag kaum noch weg zu denken. Mit 11 Mannschaften, 8 im Jugendbereich und 3 im Seniorenbereich, sind wir für die kommenden Jahre gut aufgestellt.